Übersprungshandlung beim Hund – was bedeutet das genau ?
Ist dir schon mal aufgefallen, dass dein Hund plötzlich ein ganz anderes Verhalten zeigt, obwohl er gerade gespielt oder geschnüffelt hat ? Gähnt er vielleicht des Öfteren, obwohl er überhaupt nicht müde zu sein scheint ? Oder kratzt er sich in bestimmten Momenten, ohne dass es einen Grund dafür gab ? Genau dann sprechen wir von einer Übersprungshandlung. Der Begriff Übersprungshandlung beschreibt ein eher unpassendes Verhalten deines Hundes, dass in bestimmten Situationen ganz plötzlich und ohne Grund auftritt. Oftmals werden Übersprungshandlungen durch Konflikte oder in Fluchtsituationen ausgelöst.
Eine kurze Definition
Bevor wir dir erklären, warum Hunde Übersprungshandlungen zeigen und was genau dahintersteckt, haben wir dir eine kurze Definition herausgesucht.
„In einer Konfliktsituation auftretende Handlung oder Verhaltensweise ohne sinnvollen Bezug zu dieser Situation“
(Quelle : https://www.dwds.de/wb/%C3%9Cbersprungshandlung)
Doch was sagt das genau aus ?
Wie schon erwähnt, zeigen Hunde genau dann eine Übersprungshandlung, wenn sie sich beispielsweise in einer Konfliktsituation befinden. In diesem einen Moment kann sich der Hund nicht zwischen zwei unterschiedlichen Instinkten entscheiden. Es kommt zu einem innerlichen Konflikt. Kommt es zu einem solchen Konflikt, zeigt der Vierbeiner ein bestimmtes Verhalten, um diesem aus dem Weg zu gehen. Das ist aber nicht nur bei Hunden der Fall, sondern auch bei anderen Tieren und selbst bei Menschen. Wahrscheinlich kennst du es, wenn dir einfach mal am Kopf kratzt oder deine Schultern nach hinten schiebst. Auch das sind Übersprungshandlungen, die wir im Alltag nicht einmal wahrnehmen.
Du kannst eine Übersprungshandlung bei deinem Vierbeiner gut erkennen, wenn du sein Verhalten beobachtest. Wichtig ist, die Gesamtsituation zu beurteilen und zu analysieren, was vor und nach der Situation geschehen ist.
Doch was hat eine Übersprungshandlung mit einer Beschwichtigung zu tun ?
Nicht selten werden Übersprungshandlungen mit Beschwichtigungssignalen gleichgestellt. Dies ist jedoch nicht ganz richtig. Zwar gibt es einige Beschwichtigungssignale, die auch als Übersprungshandlung angesehen werden. Jedoch sind nicht alle damit gemeint.
Betrachten wir die Kommunikation unter Hunden. Kommt es bei unseren Vierbeinern zu einem Konflikt, versucht meistens einer der Hunde den anderen zu beschwichtigen. Dieses Verhalten legen Hunde an den Tag, um einen Konflikt zu lösen. Ähnlich wie bei einer Übersprungshandlung. Der Hund versucht mit seiner Übersprungshandlung, sich selbst zu beschwichtigen und sein unangenehmes Gefühl und seinen inneren Konflikt zu beseitigen.
Der Unterschied zwischen einer Übersprungshandlung und einem Beschwichtigungsverhalten liegen darin, dass ersteres eher zur Selbstbeschwichtigung dient und zweiteres zur Kommunikation und Beschwichtigung anderer Hunde und Tiere.
Nicht immer ist es einfach, zu entscheiden, wann welches Verhalten auftritt. Wer seinen Vierbeiner jedoch genau beobachtet und das Verhalten mehrere Tage analysiert, wird den Unterschied sehr gut erkennen können. Im Laufe unseres Artikels werden wir dir die typischen Übersprungshandlungen eines Hundes aufzeigen und erklären.
Mögliche Übersprungshandlungen beim Hund
Eine Übersprungshandlung bei deinem Hund kann sich unterschiedlich zeigen. Sie ist immer individuell zu beobachten. Mit der Zeit wirst du jedoch lernen, Übersprungshandlungen bei deinem Hund zu erkennen und die Situation besser zu deuten.
Folgende Übersprungshandlungen sind bei Hunden typisch :
- Gähnen
- Kratzen
- Bellen
- Beißen
- die eigenen Pfoten lecken
- Aufreiten
- in die Leine beißen
- anspringen
- schütteln
- unkontrolliertes Losrennen
- aufgeregtes im Kreis laufen
- die eigene Rute jagen
Du solltest dir immer vor Augen halten, dass die oben genannten Verhaltensweisen nicht unbedingt auf eine Übersprungshandlung hinweisen. Hunde verhalten sich, wie oben beschrieben, auch aus anderen Motiven heraus.
Merke dir Folgendes : Eine Übersprungshandlung erkennst du immer daran, dass diese nicht zu vorherigen oder späteren Verhalten deines Vierbeiners passt. Das bedeutet, dass die Verhaltensweise deines Hundes nicht zum Kontext passt und völlig fehl am Platze ist.
Damit du besser verstehst, was mit einer Übersprungshandlung gemeint ist, möchten wir dir zwei konkrete Beispiele beschreiben.
Beispiel 1 : Einer der häufigsten Übersprungshandlungen, die du bei einem Hund erkennen kannst, ist das Bellen. Hunde benutzen ihr Bellen häufig in Konfliktsituationen. Nehmen wir als Beispiel Radfahrer. Es gibt viele Vierbeiner, die Radfahrer nicht mögen und ein Problem mit ihnen haben. Darf dein Hund nun nicht zu dem Radfahrer und ihn verscheuchen, verbellen oder anderweitig vertreiben, fängt er aus tiefster Seele an zu bellen. Viele Hunde beruhigen sich nicht einmal mehr. Ein völlig unangemessenes Verhalten, welches auf eine Übersprungshandlung hindeutet.
Doch Vorsicht : Nicht jedes Bellen bei einem Hund zeigt eine Übersprungshandlung.
Beispiel 2 : Genauso gut zu erkennen ist das Kratzen am Ohr oder Ablecken der Pfote. Diese Übersprungshandlung hast du bei deinem Hund wahrscheinlich auch schon gesehen. Hast du deinen Hund schon einmal beobachtet, wenn du nach Hause kommst ? Manchmal setzen sich die Hunde plötzlich hin, kratzen sich am Ohr und springen vor Freude wieder auf, um dich zu begrüßen. (Als ich dieses Beispiel ausgearbeitet habe, musste ich tatsächlich feststellen, dass unsere beiden Hunde ein solches Verhalten des Öfteren zeigen 😉 ) Auch das plötzliche Hinsetzen und Kratzen ist eine Übersprungshandlung, die sich jedoch nicht in einer negativen Verhaltensweise zeigt, sondern in einer positiven.
Merke dir : Übersprungshandlungen müssen nicht immer negativ behaftet sein. Häufig treten sie bei deinem Hund auch durch positiven Stress auf.
So reagierst du bei einer Übersprungshandlung richtig !
Bevor wir dir einige Tipps geben, wie du dich verhalten kannst, musst du wissen, dass dein Hund eine solche Handlung nicht absichtlich an den Tag legt. Unsere Vierbeiner machen das nicht, um uns zu verärgern oder uns zu stressen. Daher ist es besonders wichtig, dass du deinen Hund nicht bestrafst, wenn er ein solches Verhalten an den Tag legt.
Eine Übersprungshandlung entsteht immer in einer Konfliktsituation deines Vierbeiners, wenn er gestresst ist oder emotional handelt !
Kommt es zu einer solchen Situation, versuche erst einmal die emotionale Spannung zu lösen. Vielleicht kannst du am Verhalten deines Hundes bereits erkennen, wieso er ein solches Verhalten an den Tag legt und handelt. Versuche, deinen Vierbeiner zu beruhigen und den Reflex zu lösen. Viele Hunde schaffen es von allein, aus dieser Situation herauszukommen. Ist dies der Fall, lobe deinen Hund, damit er aus dieser Situation wieder neues Selbstbewusstsein ziehen kann. Somit zeigst du ihm, dass sein Verhalten (sich aus der Situation selbst zu lösen) korrekt war.
Es kann aber auch zu Übersprungshandlungen kommen, in denen dein Hund den Reflex nicht selbst lösen kann oder sogar eine Gefahr für andere darstellt. Biete in solchen Fällen ein Alternativverhalten an. Wie dieses aussieht, hängt immer von der jeweiligen Situation ab. Es gibt Vierbeiner, die Übersprungshandlungen zeigen, wenn sie besonders gestresst sind. Stress ist immer belastend für den Vierbeiner, sodass es wichtig ist, dass du etwas dagegen tust. Vielen Hunden hilft die körperliche Nähe ihrer Besitzer oder Geborgenheit. Andere wiederum benötigen einfach zu lösende Aufgaben, wie etwas das Suchen eines Leckerchens.
Zeigt dein Vierbeiner ein aggressives Verhalten als Übersprungshandlung ? Beißt er um sich oder hat sogar schon jemand anderes gebissen ? In dem Fall solltest du dir unbedingt Rat von einem Fachmann holen und einen Hundetrainer oder Hundeverhaltensberater zurate ziehen. Gerade bei Übersprungshandlungen, die eine Gefahr für den Hund und andere darstellen, solltest du nicht experimentieren, sondern mit einem Fachmann sprechen, warum genau dein Hund ein solches Verhalten an den Tag legt.
Die wichtigsten Fakten zum Thema Übersprungshandlung im Detail
Zum Abschluss dieses Artikels möchten wir dir gerne noch einmal die wichtigsten Fakten in kurzen Stichpunkten zusammenfassen :
- Übersprungshandlungen sind bei einem Hund nicht selten und eine verständliche Reaktion, als Resultat aus einer Konfliktsituation
- Eine Übersprungshandlung muss nicht immer negativ behaftet sein, sondern kann auch durch positiven Stress entstehen
- Es ist wichtig, die ein solches Verhalten immer im größeren Kontext zu betrachten, da es immer nachvollziehbar ist
- Denke immer daran, dass du, mit einem Alternativverhalten, den Reflex durchbrechen und gemeinsam mit deinem Hund daran arbeiten kannst
- Bestrafe deinen Hund niemals für ein solches Verhalten
- Sollte dein Vierbeiner durch seine Übersprungshandlung andere Menschen oder sich selbst in Gefahr bringen, etwa durchbeißen, hole dir Rat von einem Hundeverhaltenstrainer
Fazit : Übersprungshandlungen beim Hund sind völlig normal
In unserem Artikel haben wir dir ausführlich berichtet, wann Übersprungshandlungen entstehen und wie du deinem Vierbeiner helfen kannst, einen solchen Reflex zu durchbrechen. Du siehst also, dass eine Übersprungshandlung bei deinem Vierbeiner ein völlig normales Verhaltensmuster an den Tag legt. Viele Hundehalter bringen mit diesem Begriff direkt ein Fehlverhalten in Verbindung, was natürlich auch auftreten kann. Eine Übersprungshandlung ist nicht immer negativ behaftet, sondern kann auch durch positiven Stress oder einen positiven Konflikt auftreten.
Besonders wichtig ist es, dass du deinen Vierbeiner genau beobachtest, damit du weißt, aus welcher Situation heraus, dein Hund eine Übersprungshandlung zeigt. Versuche, ihn mit einem Alternativverhalten anzubieten und dieses zu trainieren. Du wirst sehen, dass du auch das gemeinsam mit deinem Hund in den Griff bekommen kannst.